Samstag, 11. Oktober 2014
Update: ARD liefert die Sprachregelung zur Verschleierung der Ebola-Katastrophe
Der Ausbruch der Ebola ist sicher nicht zu verhindern gewesen. Wir sind auch nicht der Ansicht, dass Ebola eine Geisel Gottes oder ein Produkt aus den Reagenzgläsern eines Geheimdienst-Labors ist. Es ist aber keinesfalls zweifelhaft, aus welchem Grund die Ebola 2014 außer Kontrolle geraten ist.
Genau diesen Eindruck versucht aber die ARD auf ihrer Website zu erwecken. Im ersten Abschnitt fragen die Autoren „Warum ist dieser Ausbruch so heftig“. Damit wird suggeriert, es habe eine Verabredung der Ebola-Erreger gegeben, diesmal „Ernst“ zu machen mit einem Ausbruch, der den Menschen schwer zu schaffen macht. Man könnte über diese Formulierung hinwegsehen und sie unter der Rubrik gedankenloser Formulierungen überarbeiter Journalisten abtun, würde man im weiteren Verlauf der ARD-Darstellung den Eindruck bekommen, dass hier eine Recherche betrieben worden ist mit dem Ziel Klarheit und Erkenntnis über eine weltweit relevante Problematik zu erzielen.
Leider wird der Leser enttäuscht. Die Informationen, die die ARD zusammen getragen hat, gehen nicht über den Artikel zur Ebola auf Wikipedia hinaus. Aber eine öffentliche Anstalt wie die ARD sollte nicht nur den Anspruch haben, fundierte Sachinformationen zu liefern, sie sollte auch politische Fragen stellen und Schlußfolgerungen aus Informationen ziehen, die sich jedem denkenden Menschen unvermeidlich aufdrängen.
Entscheidend ist nicht die Tatsache, dass über Herkunft und Wirkungsweise der Ebola noch keine wissenschaftliche Klarheit herrscht. Entscheidend ist, dass über die Verbreitung von Viren fast vollkommene Klarheit innerhalb der Wissenschaft, innerhalb der Pflegeberufe und sogar innerhalb der Bevölkerung herrscht.
Jedes aufgeweckte Kind weiß heutzutage, dass man sich vor tödlichen Viren mit billigen Hilfsmitteln schützen kann. Atemschutz, Papieroveralls, Handschuhe, Vermeidung von Hautkontakt, Vermeidung des Austausch von Körperflüssigkeiten, Desinfektion von Gerätschaften. Die Ausbreitung der Ebola hätte verhindert werden können, wenn primitive und vergleichsweise billige Hilfsmittel in ausreichender Anzahl rechtzeitig zur Verfügung gestanden hätte. Ein verantwortungsvoller Journalist mit einem letzten Rest von Berufsehre hätte die Frage gestellt, warum es im Jahr 2014 nicht möglich war, Papieroveralls, Mundschutz, Handschuhe und Chlorine in ausreichender Menge in die längst bekannten betroffenen Gebiete zu schaffen.
Statt dessen ziehen die Schreiber der ARD den Aberglaube und die unhygienischen Bestattungsrituale der einheimischen Bevölkerung zur Erklärung heran. Auf diese Weise nähren sie den Gedanken, dass die Betroffenen die Epidemie selbst zu verantworten haben und stützen sich dabei auf das verbreitete Vorurteil, dass die Menschen in Afrika einfach Rückständig sind.



Freitag, 10. Oktober 2014
Off Topic: Der Dschungel ist in die Metropolen gekommen
Mit dem Verlauf der Ebola-Epidemie in Westafrika ist wieder einmal plakativ klar geworden, dass das kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftssystem nicht in der Lage ist, die elementaren Bedürfnisse der Menschen auf Weltmaßstab zu organisieren. In den Leitmedien wird selbstverständlich nicht hinterfragt, wie es vom Ausbruch der Ebola bis zur jetzigen Katastrophe kommen konnte. Die Ebola scheint eine der unvermeidlichen Geiseln Afrikas zu sein, so wie Hunger, Korruption, Wassermangel und Bürgerkriege.

Erst seit die Infektionen in den entwickelten Industrienationen stattfinden und Infizierte sich in den Straßen von Madrid und bald auch schon in anderen Städten zwischen uns bewegen, lockern sich langsam die Gelder. Ein Bruchteil der Summe von ca. einer Milliarde US-Dollar, die heute vom Spiegel genannt wird, um die Epidemie in Afrika unter Kontrolle zu bringen, hätte vor einem halben Jahr ausgereicht, um zu verhindern, dass es so weit überhaupt kommen musste.

Tatsächlich ist die Ebola noch nicht gut erforscht und viele Mechanismen ihrer Übertragung, Wirkung und Heilung sind noch unklar. Hier liegt aber auch schon ein Defizit der verantwortlichen Eliten. Es gibt genug Geld, um Raumflüge für Privilegierte zu ermöglichen, aber es gibt nicht genug Geld um eine tödliche Seuche zu erforschen.

Wenn auch jetzt nicht kurzfristig ein Medikament bereitgestellt werden kann, um Infizierte zu heilen, so ist offenbar klar, dass für den Verlauf der Krankheit einfache Pflegehilfsmittel von entscheidender Bedeutung sind. Der Patient in der Hambuger Uni-Klinik überlebte, wobei die Therapie im Wesentlichen in der Kontrolle des Flüssigkeitshaushaltes bestand. Es kann unterstellt werden, dass durch Bereitstellung einfachster medizinischer Hilfsmittel die Sterblichkeitsquote an die untere Grenze gedrückt werden könnte. Zu diesen einfachen Hilsmitteln zählen sterile Injektionsnadeln und Zugänge in großer Zahl sowie Isotonische Infusionen. In Verbindung mit Handschuhen, Mundschutz, Schutzbrillen und Schutzoveralls für die Pfleger sowie mit sauberem Wasser in jeder benötigten Menge hätten Infizierte überleben, Infektionen vermieden und Pfleger geschützt werden können.

Es kann nicht anders als zynisch genannt werden, dass auf der einen Seite monatelang nicht gehandelt wird, so lange „nur“ Afrikaner sterben. Sobald jedoch Ärzte oder Pfleger von Hilfsorganisationen aus den Industrienationen erkranken, werden diese ausgeflogen und erhalten erstklassige Versorgung in Spezialkliniken auf der Nordhalbkugel. Deutlicher kann man kaum zum Ausdruck bringen, dass Afrikaner aus Sicht der Eliten der Industrienationen nur Menschen zweiter Klasse sind.



Samstag, 2. August 2014
Die Wurzeln des Internet - wie begann es wirklich?
Tim Berners-Lee gilt als der Vater des Internet, das CERN als seine Wiege. Das Internet im engeren, heute geläufigen Sinne basiert natürlich auf Computern, die in Client-Server Kommunikationsbeziehungen zueinander stehen. Diese Wahrheit wollen wir nicht in Frage stellen. Wenn man jedoch die technische Ausführung bei Seite lässt und rein nach der Funktion der Technik fragt, also der eigentlichen Kulturleistung, so kann man die Wurzeln des Internet nicht mehr in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts verorten.
Es gibt schon seit viel längerer Zeit Kommunikationssysteme, die alle relevanten Fragen der modernen Computerwelt stellten und die entscheidenden Paradigmen festlegten. Wir erinnern insbesondere an die Flügeltelegrafen, die in vielen europäischen Ländern seit dem Ende des 18. Jahrhundert im Einsatz waren und die in Frankreich durch den Techniker Claude Chappe zu einem Netzwerk ausgebaut wurden, das bereits deutliche Analogien zum heutigen Datenverkehr besitzt.
Es besitzt eine Baum-Topologie mit mehreren Subnetzen, es muss also ein Routing stattfinden. Die Daten werden auf optischem Wege, also in öffentlichen Netzen übertragen, so dass sie verschlüsselt übertragen werden müssen, wenn sie nicht allgemein zugänglich sein sollen. Die Knotenpunkte übertragen die Informationen in der Regel ohne Kenntnis von deren Bedeutung zu haben von Sender zu Empfänger, an jedem Knoten besteht die Möglichkeit zu Manipulation, zum Bruch von Schlüsseln, zu Datendiebstahl. Ein Ausläufer des Kommunikationsnetzes erstreckte sich von Frankreich bis nach Mainz, so dass bereits von grenzüberschreitendem Datenaustausch die Rede sein kann, also einem Internet!
In Deutschland kann man im Norden von Köln im Stadtteil Flittard noch einen rekonstruierten Telegrafen nach Optischem Prinzip besichtigen, der zur preußischen Standleitung von Koblenz nach Berlin gehörte. Um die Informationen zeitlich zu normieren hatte man hier sogar eine Systemzeit eingeführt, die täglich durch ein dem heutigen „Ping“ vergleichbares Signal gestellt wurde. Die Übertragung des Zeitzeichens von Berlin bis Koblenz soll unter guten Bedingungen weniger als zwei Minuten gedauert haben.