Update: ARD liefert die Sprachregelung zur Verschleierung der Ebola-Katastrophe
Der Ausbruch der Ebola ist sicher nicht zu verhindern gewesen. Wir sind auch nicht der Ansicht, dass Ebola eine Geisel Gottes oder ein Produkt aus den Reagenzgläsern eines Geheimdienst-Labors ist. Es ist aber keinesfalls zweifelhaft, aus welchem Grund die Ebola 2014 außer Kontrolle geraten ist.
Genau diesen Eindruck versucht aber die ARD auf ihrer Website zu erwecken. Im ersten Abschnitt fragen die Autoren „Warum ist dieser Ausbruch so heftig“. Damit wird suggeriert, es habe eine Verabredung der Ebola-Erreger gegeben, diesmal „Ernst“ zu machen mit einem Ausbruch, der den Menschen schwer zu schaffen macht. Man könnte über diese Formulierung hinwegsehen und sie unter der Rubrik gedankenloser Formulierungen überarbeiter Journalisten abtun, würde man im weiteren Verlauf der ARD-Darstellung den Eindruck bekommen, dass hier eine Recherche betrieben worden ist mit dem Ziel Klarheit und Erkenntnis über eine weltweit relevante Problematik zu erzielen.
Leider wird der Leser enttäuscht. Die Informationen, die die ARD zusammen getragen hat, gehen nicht über den Artikel zur Ebola auf Wikipedia hinaus. Aber eine öffentliche Anstalt wie die ARD sollte nicht nur den Anspruch haben, fundierte Sachinformationen zu liefern, sie sollte auch politische Fragen stellen und Schlußfolgerungen aus Informationen ziehen, die sich jedem denkenden Menschen unvermeidlich aufdrängen.
Entscheidend ist nicht die Tatsache, dass über Herkunft und Wirkungsweise der Ebola noch keine wissenschaftliche Klarheit herrscht. Entscheidend ist, dass über die Verbreitung von Viren fast vollkommene Klarheit innerhalb der Wissenschaft, innerhalb der Pflegeberufe und sogar innerhalb der Bevölkerung herrscht.
Jedes aufgeweckte Kind weiß heutzutage, dass man sich vor tödlichen Viren mit billigen Hilfsmitteln schützen kann. Atemschutz, Papieroveralls, Handschuhe, Vermeidung von Hautkontakt, Vermeidung des Austausch von Körperflüssigkeiten, Desinfektion von Gerätschaften. Die Ausbreitung der Ebola hätte verhindert werden können, wenn primitive und vergleichsweise billige Hilfsmittel in ausreichender Anzahl rechtzeitig zur Verfügung gestanden hätte. Ein verantwortungsvoller Journalist mit einem letzten Rest von Berufsehre hätte die Frage gestellt, warum es im Jahr 2014 nicht möglich war, Papieroveralls, Mundschutz, Handschuhe und Chlorine in ausreichender Menge in die längst bekannten betroffenen Gebiete zu schaffen.
Statt dessen ziehen die Schreiber der ARD den Aberglaube und die unhygienischen Bestattungsrituale der einheimischen Bevölkerung zur Erklärung heran. Auf diese Weise nähren sie den Gedanken, dass die Betroffenen die Epidemie selbst zu verantworten haben und stützen sich dabei auf das verbreitete Vorurteil, dass die Menschen in Afrika einfach Rückständig sind.